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Wandbekleidung


Das Bedürfnis nach Wärme und Behaglichkeit ist von Anbeginn der Geschichte der Menschheit ein ursprüngliches Anliegen. Ursprünglich bestand die Wandbekleidung aus Tapisserien und anderen Textilien, Wandmalereien, Gerbleder, Holztäfelungen oder auch Stukkaturen. Vermutlich hat sich die Verwendung von gemustertem oder bedrucktem Papier als Wandschmuck etwa zum Ende des 15. Jhs. entwickelt. In den chinesischen Frühkulturen galt das Papier als ebenso wertvoll wie die darauf gezeichneten Kunstwerke.

Die während der Ming-Zeit in China entstandenen Marmorpapiere wurden Ende des 16. Jhs. als "Türkisch-Papier" nach Europa importiert und fanden als hochwertige Wandverkleidung rasche Verbreitung. Die ersten Papiertapeten in Europa waren Nebenprodukte der Papierherstellung und Druckkunst. Neben der Verwendung zur Dekoration von Wänden oder Decken dienten sie auch zur Verzierung von Möbelstücken, Schatullen oder Büchern. Sie wurden auf einzelnen Bogen gedruckt, die an der Wand aneinandergeklebt werden mußten. Gedruckt wurde zunächst auf einzelnen Holzmodeln, die im Zusammendruck einen Rapport ergaben. Diese Technik hatte sich bereits im Stoffdruck bewährt. Als ein wichtiger Faktor für die Gestaltung der Motive wie auch für die Herstellungsvorgänge erwiesen sich die permanenten Anregungen aus der Textildruckkunst. Die Hauptmotive waren heraldische Wappenrapporte, Marmorierungen, Landschaften, Blumen, Blätter und Früchte. Im 16. und 17. Jh. zierten Imitationen von Holzmaserung und Intarsien auch Möbel und andere Gegenstände. Zur Zeit des Barocks im 17. Jh. kamen diese Imitationen allmählich aus der Mode und wurden durch stilisierte oder naturalistische florale Motive verdrängt. Die schönsten erhaltenen Stücke sind im Kasseler Tapeten-Museum zu sehen. Deutsches Tapetenmuseum.

In der zweiten Hälfte des 17. Jhs. entstand in England durch einen großen Fortschritt in der Papierproduktion und entsprechende Auswirkungen auf das Musterrepertoire eine enorme Verbesserung der Papiertapeten-Manufaktur, die bis weit in die Mitte des 18. Jhs. eine Vorherrschaft auf dem europäischen und in Folge davon auf dem Weltmarkt erlangte. Die Länge von 12 Yards (ca. 10 m) ist bis heute das Standardmaß für eine Tapetenbahn. Nicht zuletzt auch durch Importe englischer Papiersorten begann in Frankreich das goldene Zeitalter der Tapete zwischen dem späten 18. und Anfang des 19. Jhs.

Durch den Abbruch der Handelsbeziehungen während des Siebenjährigen Krieges zwischen England und Frankreich (1757-1763) entwickelte sich in Frankreich eine eigene Produktion, die den englischen Produkten bis weit ins 19. Jh. hinein durch eine verbesserte Herstellungstechnik und großen Einfallsreichtum bei den Mustern weit überlegen war. Mit großartigen Entwürfen und luxuriösen Produkten gilt ohne Zweifel Jean-Baptiste Réveillon (1725-1811) als der berühmteste französische Tapetenmacher, der in seiner Manufaktur bereits mehr als 300 Arbeiter beschäftigte.

Durch die ständig wachsende Nachfrage begannen in Europa die Experimente zur Beschleunigung der Produktion. Die erste deutsche Tapetenfabrik wurde 1789 in Kassel gegründet. Als 1835 Papierbahnen auf Rollen endlos zur Verfügung standen, konnte schon 1852 der erste maschinelle Druck einer Tapetenrolle erfolgen. Im späten 19. Jh. gelang durch wachsenden Unternehmergeist und neue Technologien ein ungeheurer Produktionsanstieg mit der Entwicklung zahlreicher neuer Produkte, wie z.B. abwaschbaren Tapeten und strapazierfähigen Strukturtapeten für den Massenmarkt. Um die Jahrhundertwende stellten nur noch wenige Betriebe handgedruckte Tapeten her, der Handel mit den maschinell hergestellten Tapeten hatte sich etabliert, um die Jahrhundertwende war die Tapete so gut wie in jedem Haushalt anzutreffen.

Als einschneidende Innovation entwickelten sich aus dem Geist der Bauhausbewegung in den 20er Jahren verstärkt Effekt-, Struktur- und Raufasertapeten, die jedoch stets eingefärbt und noch nicht als Rohmaterial zum Selberstreichen geliefert wurden. In den Nachkriegsjahren reagierte die Industrie nicht zuletzt aufgrund gestiegener Lohnkosten und das aus den USA übernommene Do-it-yourself-Verfahren mit selbstklebenden und abziehbaren Tapeten. In den 60er Jahren hatten die abwaschbaren und besonders haltbaren Tapeten aus Vinyl vor allem im Objektbereich einen starken Zuwachs. Auch Künstlertapeten sowie eine Vielfalt an Kollektionen mit korrespondierendem Dekostoff hatten Konjunktur. Bauhaus Tapeten.

Seit den 1970er Jahren zeichnete sich eine Vorliebe für Gewebe und den Natur-Look ab, wie z.B. textilkaschierte Papiertapeten und importierte Grasfaser. Auf der Suche nach neuartigen Struktur- und Oberflächentechniken entdeckt die Industrie immer neue Materialien, wie z.B. beschichtete Glasfasertapeten, Metalltapeten, Vinyltapeten und Vliesfasertapeten.

Die textile Ausstattung von Wänden hat in unserer Zeit eine Renaissance erfahren, da die bauphysikalischen Nutzeffekte, wie Wärmedämmung und Schallabsorption, hoch einzuschätzen sind. Darüber hinaus können, je nach Beanspruchung, pflegeleichte und schwerentflammbare Qualitäten gewählt werden, was besonders für den Objektbereich wichtig ist. Deutsche Tapeten, Tapeten, Textile Wandbespannung, Textiltapeten.

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