Gardinenstoffe gehören zu den undichten, lichtdurchlässigen Textilien, deren charakteristisches Merkmal die den Fond bildenden bindungstechnisch erzeugten Öffnungen sind. Ihre Bedeutung lässt sich an der raschen Anpassung an Modetendenzen und der Vielfalt der Herstellungsverfahren ebenso erkennen wie an der wirtschaftlichen Entwicklung dieses Industriezweiges. Sie ist besonders geprägt durch die hochtechnisierten, schnelllaufenden Raschelmaschinen, begleitet durch die Entwicklung geeigneter Fasern und Filamente, wobei die Anforderungen an die späteren Gebrauchs- und Pflegeeigenschaften schon bei der Faserentwicklung berücksichtigt werden.
Die Anforderungen an eine moderne Gardine werden durch ein reichhaltiges Faser- und Garnprogramm erfüllt:
Baumwolle
Früher wurden Gardinenstoffe nahezu ausschließlich aus Baumwolle gefertigt (herausragend dabei die Web- und Bobinetgardinen). Die Baumwolle wurde durch die Chemiefasern weitgehend abgelöst, spielt aber in Nischenbereichen auch heute wieder eine Rolle, wenn auch die arbeitsaufwendigen Pflegeeigenschaften nicht mehr den zeitgemäßen Verbraucheranforderungen entsprechen.
Chemiefasern
Nahezu 90% der im Gardinenbereich verarbeiteten Fasern sind auf Basis Polyester gefertigt. Der Einsatz von PES-Garnen ergibt sich besonders wegen ihrer technologischen Eigenschaften, die im Gardinenbereich erwartet werden. Zu unterscheiden sind folgende Aufmachungsarten:
• Filament- bzw. Endlosgarne (glatt und texturiert). Sie werden eingesetzt, wenn glatte, transparente Warenoberflächen verlangt werden. Es werden PES-Filament-Garne auf multifiler Basis verarbeitet, d.h. der Faden besteht aus vielen Einzelkapillaren. Bei flächendeckenden, voluminösen Gardinenformen (Fallblechmusterungen, Architektentüllen, Bordüren, Sockeln etc.) werden vorwiegend texturierte, gebauschte und thermostabilisierte Garne eingesetzt, um eine nicht gewünschte, hochelastische Dehnung abzufedern (Diolen®, Trevira® etc.).
• Spinnfasergarne in Form von Effektgarnen, Spinneffekten, Effektzwirnen und anderen Spezialgarnen für gemusterte bzw. Struktur-Gardinen. Gardinenstoffe können glatt oder gemustert sein, wobei die Musterung entweder direkt in einem Arbeitsgang mit der Herstellung der Grundware oder nachträglich durch zusätzliche Warenbehandlung in Form von Beflocken, Besticken, Bedrucken, Applizieren oder Ausbrennen einer Gardinengrundware erfolgt.
Umfassende Informationen zu dem jeweiligen Material hinsichtlich Rohstoffen, Herstellungstechnik und Eigenschaften gehören zu einer qualifizierten Beratung eines Kunden. Darüber hinaus besteht eine Pflicht zur Aufklärung über die spezifischen Eigenschaften, durch die das Aussehen des Materials im Gebrauch verändert wird, besonders bei Produkten, die in Material und/oder Herstellungstechnik neu sind. Der Bundesverband der vereidigten Sachverständigen für Raum und Ausstattung hat den Inhalt des Begriffes "Warentypische Eigenschaften" wie folgt definiert:
"Eine warentypische Eigenschaft ist kein Mangel, sondern eine unbeeinflussbare Eigenschaft, die produktionsbedingt ist und aufgrund der Herstellungstechnik, Warenkonstruktion und Materialzusammensetzung entsteht."
Sofern es aufgrund einer warentypischen Eigenschaft zu einer Reklamation kommt, ist der Verkäufer bzw. der verarbeitende Handwerker nur dann vor Ersatzansprüchen des Verbrauchers geschützt, wenn er nachweisen kann, dass er den Kunden über diese Eigenschaft des Materials aufgeklärt hat. Warentypische Eigenschaften
In allen Fällen empfiehlt sich die genaue Beachtung der jeweiligen Pflegeempfehlung. Gardinenstoffe Anforderungsprofil, Gardinenstoffe Qualitätsrichtlinien.
Wohnbereich
Objektbereich
Naturfasern
Cellulosefasern
Synthetische Fasern
Mischfasern
Pflegeempfehlungen für Textilien
Pflegekennzeichnung in Deutschland