Umgedeuteter Name eines franz. Färbers und Synonym für bildhafte, florlose Wandteppiche. Heute ist G. auch Bez. für jacquardgemusterte Möbelstoffe.
Geschichte
Gobelin war ursprünglich der Name einer Pariser Familie, die seit dem 15. Jh. im Vorort St. Marcel eine Scharlachfärberei betrieb. Im Jahre1607 begann die Familie mit der Herstellung von Bildteppichen. In diesen Räumen betrieb ab 1630 der Niederländer Marc de Commans eine Bildteppichmanufaktur, die 1662 als "Königliche Gobelin-Manufaktur" in das Eigentum Ludwigs XIV. überging. Gobelin wurde dabei zum Gattungsbegriff für alle Bild- und Wandteppiche und gilt auch heute für die nach der Bildwirktechnik erzeugten Produkte. Hierzu zählen viele historische und auch neuzeitliche Wandteppiche.
Gobelin-Technik
Nach dem Karton, der als Mustervorlage dient, werden verschiedenfarbige Schussfäden abschnittsweise in die Kette eingelegt. Sie binden nicht durchgehend wie in der Weberei, sondern um eine Kettfadengruppe herum, wodurch kleine, musterbedingte Schlitze entstehen. Die Kette bleibt unsichtbar. Die Musterbilder entwickeln sich aus den nebeneinander entstehenden Farbflächen. Diese Technik nennt man auch Schlitzwebere.
Gobelin-Möbelstoff
Ein gobelinartiger, hochwertiger, auf der Jacquardmaschine gewebter, edel wirkender und strapazierfähiger Möbelstoff in klassischen Blumen-, Blatt oder Ornamentmustern auf einfarbigem Grund. Häufig mit Metallfäden (Lurex®) zusätzlich gemustert. Kennzeichen ist die Verbindung zweier separater Gewebelagen im Bindungswechsel, der an den Musterrändern erfolgt und sichtbar ist.
Man unterscheidet Kett- und Schussgobelin sowie den gemischtgemusterten Gobelin. Beim Kettgobelin werden Muster und Fond von Kettfäden gebildet. Die feine, dicht eingestellte Kette und grobe Schussfäden geben der Ware eine querripsartige Oberfläche. Bei dem weniger strapazierfähigen Schussgobelin werden Muster und Fond von Schussfäden gebildet. Die Kettfäden sind kaum sichtbar und dienen lediglich dazu, die Schussfadensysteme zu verbinden. Bei dem gemischtgemusterten Gobelin bilden Kett- und Schussfäden das Muster, der Fond entsteht durch Schussfäden. Auch diese Gobelinart ist durch längere Schussflottierungen weniger strapazierfähig.
Handkunst
In der Innenarchitektur werden wieder verstärkt handgestickte Gobelins eingesetzt. Nach Entwürfen zeitgenössischer Künstler (z.B. Jean Lurçat) werden bei Beschränkung auf nur wenige Grundfarben Wege aufgezeigt, um diese Handkunst einer breiteren Käuferschicht zugänglich zu machen.