dekowiki

Arts and Crafts


Von England ausgehende Reformbewegung des Kunsthandwerks, die sich gegen die starke Industrialisierung wandte und in der 2. Hälfte des 19. Jhs. mit aufsehenerregenden kunstgewerblichen Ausstellungen handwerkliche Detailtreue sowie die Schlichtheit der Form propagierte. Einer der wichtigsten Vertreter der Arts and Crafts-Bewegung und zudem der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte der britischen Textilindustrie war der Architekt William Morris. England hatte um die Mitte des 19. Jhs. eine industrielle Vormachtstellung in Europa. Der gesamte Weltmarkt wurde zu der Zeit mit englischen Maschinen beliefert. Der britischen Textilindustrie kommt zur Zeit der Arts and Crafts-Bewegung in der Industrialisierung eine Schlüsselrolle zu. Durch zunehmendes Bevölkerungswachstum und die langsam steigende Finanzkraft des Einzelnen wuchs die Nachfrage nach Textilien enorm. Neue Produktionsverfahren und Techniken zur Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen ermöglichten die massenhafte Produktion.

Einer der Kritikpunkte W. Morris an der industriellen Produktion war der Verlust traditioneller Techniken. Er vermißte die künstlerische Individualität, die durch die stupide Ausführung von Muster und Ornament durch die Maschine und die bloße Nachahmung von Kunsthandwerk in billiger Version verlorenging. Aber auch die Trennung von Kopf- und Handarbeit durch die Industrialisierung und somit die Versklavung des Arbeiters durch die Maschine, die ihn zum reinen Werkzeug degradiert, war ein zentrales Anliegen seiner kritischen Auseinandersetzung. Er forderte daher eine Besinnung auf andere Produktionsformen, auf eine "Kunst, die hergestellt wird vom Volk für das Volk und zur Freude der Hersteller und Benutzer".

Im Jahr 1861 gründete er zusammen mit sieben Freunden die Firma Morris, Marshall, Faulkner and Company, wo neben Designentwürfen für die Textilindustrie und Privatpersonen auch Textilien hergestellt wurden. Die so entstehenden Kunstobjekte brachten zwar den großen Durchbruch für die Firma mit zwei Goldmedaillen auf der Weltausstellung in London im Jahre 1862, die Preise allerdings waren so hoch, daß sie nur von der Oberschicht aufgebracht werden konnten. Und das stand im krassen Widerspruch zu Morris Forderung von der Kunst für das Volk.

Aus Mangel an geeigneten Räumlichkeiten und ökonomischen Zwängen wurden größere Aufträge in Fremdfirmen mit modernster Technik gearbeitet. Morris entwarf darüber hinaus Muster für die Maschinenweberei. Diesem sicherlich inkonsequenten Verhalten ist es zu danken, daß durch die folgende Massenproduktion das Textildesign schon derzeit ein sehr hohes Niveau erreichte. Die Verwirklichung der hohen Ideale von Morris konnte allerdings in der Realität kaum Vorbildcharakter haben. Die Arbeiterbewegung hatte andere Ziele. Die Verteuerung der Handarbeit im Verhältnis zur Maschinenarbeit und der technische Fortschritt ließen keinen Raum für künstlerische Ideale.

Die Ideale und philosophischen Grundlagen dieser Reformbewegung waren jedoch ein entscheidender Impuls, der die Künstlerszene weiterhin fast ein ganzes Jahrhundert beschäftigte. Arts and Crafts war der Wegbereiter der modernen Formgebung und fand Niederschlag auch im Jugendstil, beim Deutschen Werkbund (Deutscher Werkbund) und im Bauhaus (Bauhaus Tapeten. Auch wird aus heutiger Sicht behauptet, daß ohne das englische Vorbild kaum eine Künstlerkolonie Mathildenhöhe ins Leben gerufen worden wäre. Wandbekleidung.

zurück